Die US-Army "swingt", 1939 - 1942
von Shelby L. Stanton
(deutsche Übersetzung:
C.Ashby)
(einige Bilder können durch Anklicken vergrößert
werden)
Soldaten der US Army trugen ihre modischen Dienstuniformen
zum Ausgehen nach dem Dienst, um sich zu treffen, oder auf Veranstaltungen,
wie beispielsweise einem Abend mit Swingtanz. Die Winterversion der Uniform
war aus dunkel olivgrünem Wollstoff gerfertigt, und die Sommerversionen
aus khaki farbener Baumwolle. Zwischen den Uniformen der Offiziere und
denen der Mannschaften gab es nur wenige auffällige Unterschiede wie
z.B. der Gürtel, die Knöpfe, oder die Abzeichen. Allerdings konnten
sich Offiziere, wie man das erwartet, Uniformen leisten, die aus besserem
Material oft für sie massgeschneidert wurden. |
Soldaten und Matrosen der US Streitkräfte tragen
die Service-Uniformen, die auf den „Swing“-Tanzflächen während
des 2. Weltkrieges anzutreffen waren.
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Dane Clark, ein wohlhabender amerikanischer Schauspieler,
trägt seine privat gekaufte Dienstuniform (im Sergeant / dt. Feldwebel
/ Rang). Daneben steht Ellis Cox, bekannt als die Tochter von Generals
Joseph Stilwell. Man beachte, dass die dunkle olive-graubraune Uniformjacke
mit einer hellen (cremefarbigen) Mohairkrawatte und einem khakifarbigem
Hemd getragen wurde.
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Die Army sorgte sich sehr darum, dass ihre Männer mit einer
gut passenden und gut aussehenden Uniform ausgestattet wurden. Die Army
wollte, dass die Jacke der Ausgehuniform über Brust und Schultern
bequem passte, und in der Taille der Figur folgte. Als jedoch das
Swingfieber die Nation ergriff, wurden die Abnutzungserscheinungen enger
Uniformen offensichtlich. Soldaten zerrissen ihre Uniformjacken so oft
während des Jitterbugtanzens, dass dies einen grossen Anteil aller
Reparaturkosten darstellte. Viele Soldaten waren der Meinung, dass die
US Army gegen Ende der 30er Jahre diese neue Uniform nur entworfen hatte,
um das Swingtanzen zu ermöglichen ;-) |
Die neue Jacke zur Ausgehuniform wurde am 26. November 1939 freigegeben.
Die Rückseite der Jacke wurde neu entworfen, und schloss nun zwei
Seitenfalten ein, die von der Schulter bis zur Taille reichten. Diese Falten,
auch "Schulterlüftungen" genannt, gaben nun, nicht nur beim Swingtanzen,
die benötigte Bewegungsfreiheit. Die Falten waren grosszügig
geschnitten, und im Schulterbereich waren sie etwa 3 Zoll (8cm) tief.
Die Armeeverordnung Nr. 600-35, herausgegeben durch das
Kriegsministerium am 13. November 1941, zeigt die Form der Dienstuniform
für Offiziere. Das gleiche grundlegende Design kennzeichnet auch die
Uniformjacken der übrigen Dienstgrade (bis auf die fehlenden unteren
Ärmelmanschetten, den geraden Taschenklappen und anderen kleineren
Details, wie auf dem zweiten Foto (bei Dane Clark) zu erkennen ist).
Die mittlere Abbildung verdeutlicht die unterschiedliche
Rückseite mit den besonderen "Bi-Swing" Falten.
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Die Ausgehuniform für Mannschaften (rechts), und die Offiziers-Version
(Zeichnung oben) zeigen die Unterschiede. Die Hosen wurden, wie in der
zivilen Mode der Zeit, weit getragen. Dieser Solat ist salutierend mit
seiner Dienstmütze dargestellt, als ob er sich für das Wochenende
oder zum Urlaub abmeldet. Bei Betreten eines Gebaeudes würde er seine
Mütze abnehmen. Diese militaerische Höflichkeitsform bedeutet
also auch, dass das Swingtanzen in einem Gebäude ohne Kopfbedeckung
erfolgte. Soldaten konnten entweder ihre offiziellen Militär-Halbschuhe
tragen, oder ihr privat gekauftes Schuhwerk, so lange es aus braunem Leder
bestand und ihr befehlshabender Offizier es erlaubte. |
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Partytime! Soldaten spielen mit der hübschem Schauspielerin
Hedy Lamarr Karten. Gut zu erkennen ist die Funktionsweise der „Swing-Falten“
ihrer Dienstuniformen.
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Die neue Jackeneigenschaft, die offiziell
"bi-swing" Ruecken genannt wurde, ermöglichte mehr Bewegungsfreiheit.
Obwohl die Änderungen offiziell zum Zwecke der Formal- und Geländeausbildung
dienten, nannten sie die Soldaten sehr bald "Swing-Falten". Ihrer Meinung
nach waren die Falten nur eingeführt worden, um das Reissen der Rückennnähte
während des Swing-Tanzens auf Parties oder in Clubs zu verhindern. |
Anfänglich wurde die Jacke mit einem breiten Lederguertel getragen,
und von 1940 bis Maerz 1941 hatte sie dazu seitlich angenähte Messinghaken,
die ein herrabrutschen des Gürtels verhindern sollten. Schnell empfand
man aber den Gürtel beim Swingtanzen als hemmend, so dass die Häkchen
und der unpopuläre Gürtel, nicht zuletzt auch aus Gründen
der Rationalisierung von Leder als kriegswichtigem Rohstoff, wieder verschwanden.
Swingtime! Soldaten in ihren "Swingfalten"-Dienstjacken
gönnen sich eine Auszeit mit der Schauspielerin Hedy Lamarr und proben
ein paar Tanzschritte. Einige haben bereits den Gürtel abgelegt...
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Während des 2. Weltkrieges machte sich die deutsche Propaganda
über die US Army lustig, da sie ihren Soldaten Uniformen gab, die
nach weiten "Golfklamotten" aussahen. Die Deutschen wussten nie, warum
die amerikanischen Uniformjacken wirklich diese Falten aufwiesen. Einer
der Gründe könnte aber trotzdem gewesen sein, dass die Army nicht
für die Reparatur so vieler Jacken zahlen wollte, und dadurch gezwungen
war, das Design zu ändern.
Ansteigende Kriegproduktionskosten nötigten die US-Army ab dem
8. Juni 1942 diese "verschwenderischen" Seitenfalten nicht weiter in den
Rückenteil der Uniformjacken einzuarbeiten. Die Rücknahme dieser
Änderung gehörte zu einigen weiteren drastischen Maßnahmen,
die durch die US-Regierung vorgenommen wurden, um dem kritischen Mangel
an Wollstoffen entgegen zu wirken. Jedoch waren Millionen von Jacken bereits
produziert worden, die auch nach dem 8. Juni 1942 noch an neue Soldaten
ausgegeben wurden.
Swingtanzen in Uniform ging aber immer noch am Besten, wenn man eine
Jacke mit dem einzigartigen "Bi-Swing"-Rücken trug!
Abschließend noch einige Details zu Hosen
und Abzeichen:
Die Uniformhosen waren nach dem gleichen Schnitt wie auch die normalen
Hosen der damaligen Zeit gefertigt, allerdings ohne Aufschläge und
Bundfalten. Sie hatten eine Knopfleiste, zwei gerade Seitentaschen, zwei
Gesäßtaschen und eine vordere Uhrentasche auf der rechten Seite
direkt unter dem Bund.
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Ein Blick auf eine Uniformhose, die die weite legere Form ähnlich
ziviler Anzughosen erkennen lässt. Ebenso wie der allgemeine Sitz
sind auch die Gesäß- und Seitentaschen erkennbar
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Die korrekte Anbringung von Abzeichen am Uniformjackenkragen und Aufschlag
(aus: War Department Field Manual (FM 21-100), Soldier’s Handbook, of July
23, 1941) Die unterschiedlichen Abzeichen der Einheiten waren kleine heralden-ähnliche
Schilde.
Ärmelinsignien
und Qualifikationsabzeichen für Soldaten (aus: War Department Field
Manual (FM 21-100), Soldier’s Handbook, of July 23, 1941). Jeder Streifen
stellte 3 Jahre Dienst dar. Die überseeischen (Kriegsdienst) Winkel
und Verwundetenwinkel waren zu dieser Zeit äußerst selten, und
letztere wurden bald durch das "Purple Heart" Abzeichen ersetzt. |
Rangabzeichen,
die auf den Ärmeln getragen wurden (aus: War Department Field
Manual (FM 21-100), Soldier’s Handbook, of July 23, 1941). Die Soldaten,
die auf den obigen Fotos in ihrem Winkel ein integriertes "T" tragen, sind
Techniker verschiedenen Ranges. |
Offizierrangabzeichen wurden auf den Schultern getragen. Sie unterschieden
sich deutlich von denen der normalen Soldaten. (Eine ausführliche
Beschreibung würde aber den Rahmen dieser kurzen Abhandlung sprengen.)
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Literaturnachweis:
U.S. Army Uniforms of World War II, by Shelby Stanton, Stackpole
Books, 1991
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