Können Sie schon fernsehen? |
Am 22. März 1935 wurde im "Berliner Haus
des Rundfunks" der erste regelmäßige
Fernsehprogrammbetrieb der Welt aufgenommen.
Ihm ging eine langjährige Entwicklung voraus, beginnend im Jahre 1923 mit der Prophezeiung des Postministeriums, in naher Zukunft bewegte Bilder zu übermitteln. 1928 gelang es dann zum ersten Mal ein stehendes Bild zu übertragen. Bereits ein Jahr später wurde in Berlin die Fernseh- Aktiengesellschaft ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren die Bosch AG, Zeiss-Ikon AG, Radio AG Loewe und die Baird Television Company. Schnell erkannten die Nationalsozialisten nach der Machtergreifung die propagandistischen Möglichkeiten, die dieses Medium eröffnete. Folge war eine direkte Unterstellung dieses Bereiches unter das neu geschaffene Propagandaministerium, das von Joseph Goebbels geleitet wurde. Die Entwicklung der Übertragungstechnik und der Empfangsgeräte wurde mit Eifer verfolgt und bis 1935 zur Reife gebracht. Allerdings reichte die Sendeleistung des einzigen Senders nur für den Großraum Berlin aus. Die (privaten) Fernsehgeräte dieser ersten Stunde waren zudem so teuer (ca. 2500 RM), dass sie sich nur wenige privilegierte Parteifunktionäre leisten und durch Beziehungen auch bekommen konnten. Zwei Jahre nach der Eröffnung des Fernsehens gab es ca. 75 Heimempfänger. Zu Beginn der Fernsehversuchssendungen wurden am Tage vor allem Musikdarbietungen sowie abends ein 2-stündiges Informations- und Abendprogramm geboten. Erst mit der Sommerolympiade 1936 wurde das Fernsehen einem größeren Publikum zugänglich. Ungefähr 150.000 konnten in 28 sogenannten Fernsehstuben in Berlin die Spiele verfolgen. Täglich wurde ein 8-stündiges Programm vom Sender Paul-Nipkow ausgestrahlt. Neben propagandistischen Zwecken diente die Olympiade auch als Test für die neuen elektronischen Kameras auf Basis der Ikonsokop-Röhre (Konstruktion Walter Bruch, später Erfinder des PAL-Farbfernsehverfahrens). Die Mehrzahl der Fernsehübertragungen basierten jedoch noch auf dem sog. Zwischenbildverfahren. Ein Übertragungswagen hatte eine Kinokamera auf dem Dach. Von hieraus wurde das Umkehrfilmmaterial in den Übertragungswagen geleitet, dort einer Schnellentwicklung unterzogen und dann noch naß abgetastet. Zeitverzug bis zu Sendung ca. 45 Sekunden. Erst im Juli 1939 konnte der Prototyp eines
privaten Fernsehgerätes, genannt FE1, zur Serienreife gebracht werden.
Vor Kriegsausbruch existierten in Berlin ca. 500 Fernsehgeräte, so
dass man zu diesem Zeitpunkt nicht von einem Massenmedium, sondern von
einem Luxusgegenstand (Kosten: ca. 650 RM) sprechen konnte.
Aufgrund von Zerstörungen und Personalmangel (Kriegseinsatz) wurde der zuletzt nur noch über Kabel aufrecht erhaltene Fernsehbetrieb am 19. Oktober 1944 eingestellt. |
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