Deutsche Filmhistorie 1919-1945:



Der Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Film entwickelte sich bald vom Jahrmarktsvergnügen zu einem bedeutenden Massenmedium. Früh erkannten Staatsmacht und Wirtschaftgrößen  die Macht des Bildes und Films als Aufklärungs- und Beeinflussungsmittel. Bereits kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges informierten Kriegswochenschauen (Messter-Woche), danach auch  Kriegsspielfilme, die die Bevölkerung für den Krieg einnehmen sollten.
 
 

Nach Kriegsende erlebte der deutsche Film durch die 1917 gegründete Universum Film AG (UFA) große, auch internationale Erfolge. Der deutsche Filmexpressionismus revolutionierte mit seinem Szenenbild, seiner Figur-Raum-Beziehung und seiner Licht- und  Kameraführung die filmischen Möglichkeiten. Psychoanalyse und die Beschäftigung mit dem Unterbewusstsein beeinflussten diese Zeit der dämonischen Leinwand, die in Folge von verlorenem Krieg, Revolution und Wirtschaftskrise die gesellschaftliche Schieflage widerspiegelte. So stellten die Herren oft bedrohliche Bösewichter und gespaltene Persönlichkeiten (Dr. Calligari, Dr. Mabuse) dar. Bei den Frauen setzte sich Mitte der  20er Jahre als neuer Frauentyp das kesse Girl mit Pagenfrisur (Ossi Oswalda, Lya de Putti) durch. Es begann die Zeit der  Stars mit Kultstatus.


Als ab 1928 die ersten deutschen Tonfilme auf den Markt kamen, gerieten bisherige Größen wie Asta Nielsen in Vergessenheit oder rückten wie Henny Porten und Pola Negri in die 2. Reihe. Seit der Wirtschaftskrise verkörperten die Schauspieler nun zunehmend den Typ des guten Kumpels (z.B. Willy Fritsch) oder netten Fräuleins (z.B. Lilian Harvey) von nebenan,  praktische Vorbilder als Wegbegleiter in schwieriger Zeit. Insgesamt war das Angebot trotz einer Dominanz musikalischer Filme (neues Genre: Filmoperette) vielfältig: Krimis, Komödien, Abenteuerfilme - meist leichte bis frivole Unterhaltung. 
 
 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verloren die deutschen Filme ihre internationale Bedeutung. Jüdische Filmschaffende wurden entlassen und verfolgt. Viele (wie Peter Lorre, Fitz Lang) flohen ins Ausland. Produktionen mit "rein deutschem Charakter" standen nun auf dem Programm. Mithilfe staatlicher Zensur und schließlich der Verstaatlichung der Filmindustrie 1937 wurde das gesamte Filmschaffen genauestens überwacht und dirigiert. Produzenten, Regisseure und Stars dienten  nun als Werkzeuge des Regimes, wobei die Besetzung sich nach konformer Gesinnung richtete. Allerdings wurden offensichtliche Propagandafilme wie "Hitlerjunge Quex" vom Publikum gemieden. Goebbels, als Propagandaminister zuständig für die Filmproduktionen, setzte auf subtilere ideologische Manipulation. Dabei wurden historische Tatsachen als Folie für aktuelle nationalsozialistische Aussagen umfunktioniert und verfälscht wie bei "Jud Süß", wo aus dem für die Emanzipation seiner Glaubensgenossen kämpfenden jüdischen Geschäftsmann ein heimtückischer Verräter wird. Durch vielzählige Unterhaltungsfilme (90 Prozent der Gesamtproduktion) sollte die Bevölkerung (insbesondere während des Krieges) bei Laune gehalten werden. Dort entfiel der "Deutsche Gruß", um das Kinoglück nicht zu zerstören. Hinweise auf Zeitstimmungen oder aktuelle Anspielungen blieben weitgehend ausgespart. Der Rückzug aus der uniformierten Gegenwart bedeutete aber nicht, dass diese Filme harmlos und neutral waren. In den Musikfilmen ist z.B. der Gleichschritt der Revue-Paraden ebenso auffällig wie Schlager, die die Zeitsituation spiegeln und eine bestimmte Einstellung propagieren (Zarah Leander: "Ich weiß, es wird einmal einmal ein Wunder geschehen").  Mit der Wende des Kriegsgeschehens 1942 wurde das  Kino immer mehr Zufluchtsstätte vor der Wirklichkeit.
 

Nach Kriegsende überwachten und bestimmten die Besatzungsmächte neue deutsche Filmproduktionen. Unter Kontrolle der Militärregierungen entstanden  nun "Trümmerfilme", die sich kritisch mit der nationalsozialistischen Zeit auseinandersetzten und  moralische Verantwortung einforderten (z.B. "Die Mörder sind unter uns", "In jenen Tagen"). Das deutsche Publikum bevorzugte jedoch leichte amerikanische und alte deutsche Unterhaltungsfilme aus der NS-Zeit, die bald wieder gezeigt wurden. 


 
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