Der Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Film entwickelte sich bald vom Jahrmarktsvergnügen zu einem bedeutenden Massenmedium. Früh erkannten Staatsmacht und Wirtschaftgrößen die Macht des Bildes und Films als Aufklärungs- und Beeinflussungsmittel. Bereits kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges informierten Kriegswochenschauen (Messter-Woche), danach auch Kriegsspielfilme, die die Bevölkerung für den Krieg einnehmen sollten. Nach Kriegsende erlebte der deutsche Film durch die 1917 gegründete Universum Film AG (UFA) große, auch internationale Erfolge. Der deutsche Filmexpressionismus revolutionierte mit seinem Szenenbild, seiner Figur-Raum-Beziehung und seiner Licht- und Kameraführung die filmischen Möglichkeiten. Psychoanalyse und die Beschäftigung mit dem Unterbewusstsein beeinflussten diese Zeit der dämonischen Leinwand, die in Folge von verlorenem Krieg, Revolution und Wirtschaftskrise die gesellschaftliche Schieflage widerspiegelte. So stellten die Herren oft bedrohliche Bösewichter und gespaltene Persönlichkeiten (Dr. Calligari, Dr. Mabuse) dar. Bei den Frauen setzte sich Mitte der 20er Jahre als neuer Frauentyp das kesse Girl mit Pagenfrisur (Ossi Oswalda, Lya de Putti) durch. Es begann die Zeit der Stars mit Kultstatus.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
verloren die deutschen Filme ihre internationale Bedeutung.
Jüdische Filmschaffende wurden entlassen und verfolgt. Viele (wie
Peter Lorre, Fitz Lang) flohen ins Ausland. Produktionen mit "rein deutschem
Charakter" standen nun auf dem Programm. Mithilfe staatlicher Zensur und
schließlich der Verstaatlichung der Filmindustrie 1937 wurde das
gesamte Filmschaffen genauestens überwacht und dirigiert. Produzenten,
Regisseure und Stars dienten nun als Werkzeuge des Regimes, wobei
die Besetzung sich nach konformer Gesinnung richtete. Allerdings wurden
offensichtliche Propagandafilme wie "Hitlerjunge Quex" vom
Publikum gemieden. Goebbels, als Propagandaminister zuständig für
die Filmproduktionen, setzte auf subtilere ideologische Manipulation. Dabei
wurden historische Tatsachen als Folie für aktuelle nationalsozialistische
Aussagen umfunktioniert und verfälscht wie bei "Jud Süß",
wo aus dem für die Emanzipation seiner Glaubensgenossen kämpfenden
jüdischen Geschäftsmann ein heimtückischer Verräter
wird. Durch vielzählige Unterhaltungsfilme (90 Prozent der Gesamtproduktion)
sollte die Bevölkerung (insbesondere während des Krieges) bei
Laune gehalten werden. Dort entfiel der "Deutsche Gruß", um das Kinoglück
nicht zu zerstören. Hinweise auf Zeitstimmungen oder aktuelle Anspielungen
blieben weitgehend ausgespart. Der Rückzug aus der uniformierten Gegenwart
bedeutete aber nicht, dass diese Filme harmlos und neutral waren. In den
Musikfilmen ist z.B. der Gleichschritt der Revue-Paraden ebenso auffällig
wie Schlager, die die Zeitsituation spiegeln und eine bestimmte Einstellung
propagieren (Zarah Leander: "Ich weiß, es wird einmal einmal ein
Wunder geschehen"). Mit der Wende des Kriegsgeschehens 1942 wurde
das Kino immer mehr Zufluchtsstätte vor der Wirklichkeit.
Nach Kriegsende überwachten und bestimmten die Besatzungsmächte neue deutsche Filmproduktionen. Unter Kontrolle der Militärregierungen entstanden nun "Trümmerfilme", die sich kritisch mit der nationalsozialistischen Zeit auseinandersetzten und moralische Verantwortung einforderten (z.B. "Die Mörder sind unter uns", "In jenen Tagen"). Das deutsche Publikum bevorzugte jedoch leichte amerikanische und alte deutsche Unterhaltungsfilme aus der NS-Zeit, die bald wieder gezeigt wurden. |
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