Dr. Mabuse,
der Spieler (1921/22):
In diesem Fritz Lang Film tritt Dr. Mabuse,
die Verkörperung eines dämonisch-genialen Übermenschen,
zunächst als Falschspieler auf, der in illegalen Spielhöllen
seine Mitspieler hypnotisiert und sie dann ausnimmt. Ist
es anfangs noch die Lust am Falschspielen, so steigert sich Mabuse später
in einen kriminellen Rausch und wird schließlich zum mehrfachen Mörder.
Auf den Fersen ist ihm Staatsanwalt Wenk, der einzige, der sich seinen
Hypnosefähigkeiten entziehen kann. Eine lange Hetzjagd beginnt. Dr.
Mabuse gelingt es durch den geschickten Wechsel der Identität und
skrupellose Brutalität immer wieder, Wenk zu entkommen. Bis beide
in Berlin aufeinandertreffen.
In der Mabuse-Figur spiegelt sich das soziale
Reizklima der Nachkriegszeit. Der skrupellose Verbrecher profitiert von
Unsicherheit und Chaos. Ein Teil der Wirkung des Films beruhte auf der
geschickten Verarbeitung aufsehenerregender Kriminalfälle. Der fast
vierstündige Stummfilm wurde unter den Episodentiteln "Der große
Spieler - ein Bild der Zeit" und "Inferno, ein Spiel von Menschen unserer
Zeit" an zwei Abenden gezeigt. Die Herstellungskosten betrugen 15 Millionen
Mark, auch in Inflationszeiten ein beträchtliches
Produktionsvolumen. Die Presse warf Lang Verherrlichung von Gewalt und
Verbrechen vor. Der Film wurde nach einer Schnittauflage (aus der Straßenschlacht
mußten 29 Meter, ca. eine Minute, geschnitten werden) von der Zensur
erst ab achtzehn Jahren freigegeben. |
Nosferatu
- Eine Symphonie des Grauens (1922):
" Eine Symphonie des Grauens wollen Sie sehen?
Sie dürfen mehr erwarten. Seien Sie vorsichtig. Nosferatu
ist kein Scherz, über den man banale Bemerkungen macht. Nochmals hüten
Sie sich!" So lautete 1922 die Kinoreklame der ersten Verfilmung der Dracula-Story
durch den Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau. Die Geschichte handelt von
Graf Orlock, einem Untoten (Nosferatu), der den Menschen das Blut aussaugt
und die Pest bringt. Erst als eine sündenreine junge Frau sich ihm
opfert, wodurch der Vampir den ersten Hahnenschrei vergisst und in der
Luft des Morgengrauen zerfließt, ist die Menschheit gerettet.
Neben dem in seiner Maske grauenerregenden
Schauspieler Max Schreck als Nosferatu beeindruckt der Film durch die geschickte
Verwendung expressionistischer Mittel wie eingefügte Negativaufnahmen,
Parallele Handlungsstränge, Zeitraffung, Froschperspektive, Schattenspiel
und Kontakt zum Publikum durch Blick in die Linse. |
Metropolis
(1927):
Der Film handelt von der Stadt der Zukuft,
Metropolis, die aus 2 Ebenen besteht: der Oberwelt, wo die Herrenmenschen
umgeben von Luxus leben, und der lichtlosen Unterwelt, wo die Untermenschen
als Arbeitssklaven die Maschinen bedienen und ein tristes Leben fristen.
Doch dann verliebt sich der Herrschersohn Freder in Maria (gespielt von
der damals 17-jährigen Brigitte Helm), der Prophetin der Arbeiterschaft,
die für die Versöhnung der beiden Welten kämpft. Freders
Vater greift zu einer List, die die beiden Liebenden für immer trennen
soll. Er lässt Maria entführen und beauftragt den Erfinder Rotwang
Maria durch einen Maschinenmenschen in ihrer Gestalt auszutauschen. Dieser
soll dann die Arbeiter aufwiegeln, um sie nach einer gescheiterten Revolution
um so besser unterdrücken zu können. Aber Freder durchschaut
das Spiel und kann im letzten Moment zusammen mit der von ihm befreiten
Maria durch eine Versöhnung der beiden Welten eine Katastrophe verhindern.
Der Film "Metropolis" begründete in Deutschland
das Scienc-Fiction-Filmgenre. 5,3 Millionen RM statt 1,7 Millionen kostete
der Film des Regisseurs Fritz Lang und ruinierte dadurch fast die Ufa.
Trotz der hohen Kosten wurde der Film zunächst kein Erfolg, sondern
verschwand schnell wieder vom Spielplan. Kritiker kritisierten die
Geschichte als zu trivial. So schreibt T.Th. Heine im "Simpl" 1927 :"Nimm
zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber,
koche es mit sozialen Empfindungen auf und würze es mit Mystik nach
Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhälst
einen prima Kollossalfilm". Honoriert wurde lediglich die beeindruckende
Art der Inszenierung: extrem vergrößerte Gebäude (50cm
auf 50 m), durch Spiegelsystem kombinierte Bilder (Bsp.: fehlendes Portal
wird durch Spiegelbild mitgefilmt), gewaltige Masseninszenierungen ...Heute
zählt dieser Film zu den großen Stummfilmklassikern. |
Das Testament
des Dr. Mabuse (1932):
Berlin wird von einer Serie von Verbrechen
heimgesucht. Urheber ist Dr. Mabuse, der als körperliches und geistiges
Wrack seine unheilvollen Fäden von einer Zelle der Nervenheilanstalt
Dr. Baums aus zieht, mit dem
einzigen Ziel, die Seelen der Menschen in
ihren tiefsten Tiefen zu verängstigen und Chaos zum obersten Gesetz
zu erheben. Mabuse zwingt durch seine hypnotischen Kräften Dr. Baum,
seine Pläne von einer Verbrecherbande ausführen zu lassen. Die
Polizei und Kommissar Lohmann sind zunächst ratlos. Gerade als die
ersten Spuren auf Mabuse hinweisen, stirbt der Verbrecher, ohne daß
die Verbrechen aufhören. Dr.
Baum hält sich inzwischen für die Reinkarnation des Toten und
für den Vollstrecker seines Testamentes. Aber schließlich kommt
ihm die Polizei auf die Spur, sie findet ihn in Mabuses Zelle - wahnsinnig.
Zu seinem zweiten Mabuse-Film (erster Film
"Dr. Mabuse der Spieler", siehe oben) meinte der Regisseur Fritz Lang später:
" Dieser Film sollte - wie in einem Gleichnis - Hitlers Terrormethoden
aufzeigen. Die Parolen und Glaubensartikel des Dritten Reichs sind hier
den Verbrechern in den Mund gelegt. Damit hoffte ich, diesen Lehren, hinter
denen sich der Wille zur Zerstörung alles dessen verbarg, was einem
Volke wert und teuer ist, die Maske zu entreißen ... " Diese Absicht
erahnten wohl damals auch die Nationalsozialisten. Die Uraufführung
1933 wurde abgesagt und der Film kurz darauf verboten. |
Viktor
und Viktoria (1933):
Um sein Engagement in einem Vorstadttheater
nicht zu verlieren, bittet Viktor Hempel die mittellose Sängerin Susanne
(Renate Müller) in seiner Travestieshow "Monsieur
Viktoria" für ihn einzuspringen. Bei diesem Debüt wird Susanne
als "Viktor" entdeckt und die beiden gehen im Ausland mit großem
Erfolg auf Tournee. Bei einem Auftritt in London verliebt sich Londons
"berühmtester Frauenkenner" Robert (Adolf Wohlbrück) in Susanne
und ist enttäuscht als sie sich am Ende der Vorstellung als verkleideter
Mann entpuppt. Doch Robert glaubt nicht, dass sich sein Instinkt getäuscht
hat und versucht Susanne auf die Probe zu stellen. Susanne, die sich ebenfalls
in Robert verliebt hat, hält das Verwechslungsspiel nicht lange durch,
zumal sich auch das weibliche Geschlecht um den feschen "Jüngling"
bemüht.
Die Musik-Komödie mit Liedern wie
"Komm doch ein bißchen mit nach Madrid", "An einem Tag im Frühling
..." und "Won't you come and play with me" wurde ein durchschlagender Publikumserfolg.
Die Uraufführung fand bereits unter dem NS-Regime statt, ging aber
noch erstaunlich glatt durch. Die Kritik strich nur wenig von der
bizzaren Handlung und den grotesken Situationen (Susanne in der Herrengarderobe,
auf Friseur- und Barstühlen, Avancen von Frauen...) heraus. In den
80er Jahren wurde unter dem Titel Victor/Victoria mit Julie Andrews ein
amerikanisches Remake produziert. |
Hören Sie Renate Müller:
An einem Tag im Frühling
|
Hören Sie:
Komm doch ein bisschen
mit nach Madrid
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Der Mann,
der Sherlock Holmes war (1937):
Zwei erfolglose Privatdetektive Morris (Hans
Albers) und Mackie (Heinz Rühmann) beschließen, ihre
miserableAutragslage durch die Kostümierung als Sherlock Holmes und
Doktor Watson zu verbessern. In der Tat werden sie daraufhin tatsächlich
für das berühmte Kriminalistenpaar gehalten und klären die
ihnen nun aufgetragen Verbrechen bravourös auf. Auch als schließlich
ihr Schwindel entdeckt wird, verstehen es die beiden vor Gericht mit viel
Geschick alles zum Guten zu wenden. Im Mittelpunkt des Films stand dabei
die starke Männerfreundschaft, die dem Zuschauer vermittelte, dass
zwei Männer, wenn sie nur zusammenhalten und optimistisch bleiben,
die ganze Welt besiegen können. Eine Botschaft, die den Nationalsozialisten
genehm war. Der große Erfolg dieses Films lag unter anderem an der
gelungenen Besetzung der Hauptdarsteller mit Albers als Siegertyp und Rühmann
als seinem ängstlichen und ungeschickten Bewunderer. Erfolgschlager
dieses Films war das Badewannen-Duett "Jawoll, meine Herr'n". |
Hören Sie:
Jawoll, meine Herr'n !
|
Hallo Janine
(1939):
In dem Revuefilm "Hallo Janine" gelingt es
der kleinen Tänzerin Janine (Marika Rökk) nach Bewältigung
verschiedene Unwegsamkeiten nicht nur die erträumte Kariere als Primaballerina
zu verwirklichen, sondern auch ihre Große Liebe zu finden. Obwohl
sie dem ehemaligen, treulosen Galan ihrer Freundin ,dem Grafen René
(Johannes Heesters) die Leviten lesen will, verliebt sie sich in diesen
ohne es zu erahnen. Denn
der Graf hat mit dem unbekannten Komponisten Pierre Tarin (Rudi Godden)
die Rollen vertauscht. Der Graf setzt sich nun hinter ihrem Rücken
dafür ein, dass Janine die arrogante, wenig talentierte Hauptdarstellerin
der neuen Revue Yvette ersetzt, was schließlich auch gelingt und
zu einem großen Erfolg für Janine wird. Der Film enthielt alle
Zutaten eines schmissigen Revuefilms: eine eher dünne, aber gängige
Geschichte um Intrigen hinter der Kulisse, Erfolgsträume und die unvermeidlichen
Verwechslungen und Liebeswirren. Zusätzliche Komik brachte der junge
Musiker, der ständig Ärger mit seiner Freundin hat und dem die
Verwechslung mit dem Grafen bald über den Kopf wächst. Das Lied
"Ich brauche keine Millionen" (Musik, Musik, Musik) wurde zum Erfolgsschlager. |
Hören Sie Rudi Godden:
1-2-3-4-5-6-7, wo ist
meine Frau geblieben?
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Hören Sie Marika Rökk:
Musik, Musik, Musik
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Wunschkonzert
(1940):
Das im Radio an Front und Heimat übertragene
Wunschkonzert wurde im Krieg zu einem wichtigen Integrationsmittel für
die "Volksgemeinschaft". Unter der strengen Aufsicht des Propagandachefs
Goebbels traten berühmte Künstler des Reichs auf, um die Bevölkerung
vom Kriegsalltag abzulenken und wieder neuen Mut fassen zu lassen.
"Für den gleichnamigen 'Wunschkonzert'-Film
wurde die Handlung bis in die Einzelheiten festgelegt. Die Liebesgeschichte
zwischen dem Fliegeroffizier (Carl Raddatz) und dem Mädchen Inge (Ilse
Werner) fertigte man zu einem Rahmen, in den Bilder politischer Ereignisse
gehängt werden: die Olympiade, die Legion Condor im Spanischen Krieg,
der Überfall auf Polen, der Frankreichfeldzug: Regisseur Eduard von
Borsody führte ein in jeder Weise geeintes Volk vor, das in soldatischer
und ziviler Pflichterfüllung zu allen Opfern bereit ist." Höhepunkte
im Film waren seine Lieder, wie "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern"
der Schauspieler Brausewetter, Rühmann und Sieber, das Optimismus
und Zuversicht in den Sieg der deutschen Wehrmacht vermitteln sollte. Der
Film war mit über 23 Millionen Zuschauern der zweiterfolgreichste
NS-Film. |
Hören Sie die Schauspieler
Brausewetter, Rühmann und Sieber:
Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern
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Stukas (1941):
Zum Überfall auf die Sowjetunion im Juni
1941 kam der Film Karl Ritters, der auf überwältigende Bilder
offensiven Kriegsgeschehens und Zuschauerüberrumpelung spezialisiert
war, gerade recht. Im Mittelpunkt des Filmes "stehen permanent agierende
Sturzkampfflieger, die ihre Maschinen mit demoralisierendem Sirenengehäul
auf alles steuern, was sich bewegt. Zwischen
Zerbomben, Zerstören, Vernichten spielen Szenen auf dem Fliegerhorst,
wo kernige Männer ungeduldig auf die nächsten Einsätze warten.
Geht doch einmal ein Flugzeug zu Bruch, kommt stets Rettung auf wunderbare
Weise. Oberleutnant Wildes (Hannes Stelzer), durch eine Verwundung seelisch
angeknackst wird durch Wagner-Klänge in Bayreuth wieder ins stramme
Gleichgewicht gebracht. Die mystische Beschwörung von militärischen
Siegen und der Unüberwindlichkeit deutschen Heroismus' läßt
den Krieg als Sport erscheinen und das NS-Regime als eine dynamische, gigantische
Macht. Die im Stuka-Lied gipfelnde Musik will eine Art Rausch kollektiver
Übereinstimmung erzielen und verwandelt 'englische Panzer in ein Spielzeug'
". Gefallene Kameraden werden zwar erwähnt, die Trauer weicht aber
schon bald angesichts neuer "heldenhafter" Aufgaben. |
Hören Sie einen Ausschnitt
aus dem "Stuka-Lied":
Wir sind die schwarzen Husaren der Luft
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Die große
Liebe (1942):
Als Flieger-Oberleutnant Paul Wendlandt (Viktor
Staals) im Fronturlaub die Sängerin Hanna Holberg (Zarah Leander)
bei einem Auftritt in der Berliner Skala sieht, verliebt er sich sofort
in sie. Die beiden lernen sich kennen und auch Hanna erwidert schließlich
seine Gefühle. Doch leben können sie ihre Liebe nicht, denn er
wird immer wieder an die Front gerufen und sie reist für die Truppenbetreuung
quer durch Europa. Zeit füreinander finden sie erst, nachdem er angeschossen
wurde und sie die Verletzten im Lazarett betreut.
Der
Krieg selbst ist das eigentliche Thema dieses Films; er bestimmt den Ablauf,
Konflikte und Dialoge. Die Botschaft des Films lautet: Jeder muss einsehen,
dass persönliches Glück hinter der Kriegspflicht zurückzustehen
hat. Mutmacher für eine bessere Zukunft sind die Durchhalteschlager
"Davon geht die Welt nicht unter" und "Ich weiß, es wird einmal ein
Wunder geschehen". Es ist das einzige Mal, dass in einem Film der NS-Zeit
die Wirklichkeit der Heimatfront so unmittelbar geschildert wird, wenn
auch stark geschönt. Beim Bombenarlarm haben die Hausbewohner nicht
etwa Angst, sondern sie verbringen die Zeit vergnügt im Luftschutzkeller.
Auch die sonst entrückten Künstlerfiguren zeigen sich in diesem
Film volksnah (Motto: Im Krieg sind alle gleich), so trägt Zarah Leander
Alltagskleidung, wohnt in einer normalen Berliner Mietswohnung und fährt
mit der U-Bahn zur Arbeit. Der mit dem Prädikat "Staatspolitisch,
künstlerisch und volkstümlich wertvoll" versehene Film wurde
ein sensationeller Erfolg. Nach dem Krieg war die Aufführung des Films
in Deutschland zwar verboten, aber im europäischen Ausland wurde
er noch gezeigt (gekürzt um die Bunkerszene und den Auftritt vor Wehrmachtssoldaten). |
Hören Sie Zarah Leander:
Ich weiß, es wird einmal
ein Wunder geschehen
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Hören Sie Zarah Leander:
Davon geht die Welt nicht unter
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