Die Wiedergeburt:

Es entstand schon in den frühen 80er Jahren eine "Nostalgiebegeisterung" unter einigen Jugendlichen, die sich zuerst in der bis heute vereinzelt noch existierenden 50er Jahre Bewegung/ Jugendkultur (Teds, Rockabillies, Jiver, etc.) ausdrückte. Seit Mitte der 90er Jahre zeichnet sich jedoch bei einigen dieser Gruppierungen und deren Bands, ausgehend von England (vornehmlich London), ein Trend in Richtung 40er Jahre Rhythm 'n' Blues/ Jump 'n' Jive/ Swing ab. Seit neuestem wächst auch das allgemeine Interesse in Deutschland/ Europa an 30er Jahre Musik, Kleidung und Kultur langsam aber stetig. Nicht zuletzt auch aufgrund von wiederentdeckten Tanzstilen wie Lindy Hop, Jitterbug, Charleston oder Tango. In der Musikszene etablierten sich beispielsweise das Pasadena Roof Orchestra (England), das Prague Syncopated Orchestra (Tschechische Rep.), Max Raabe und das Palastorchester, Robert Kreis, Die Blauen Engel (Deutschland), das Glenn Miller Revival Orchestra (Niederlande), um nur einige zu nennen. Auch die Medien haben sich der Themenvielfalt angenommen. So gibt es bereits Kinofilme ( wie Swing Kids, Comedian Harmonists, Radio Days, ...), verschiedenste Fernsehdokumentationen, Radiobeiträge, Zeitschriftenartikel und Ausstellungen, die sich dieser Zeitspanne widmen.

Eine Erklärung hierfür ist mit Sicherheit auch die Sehnsucht nach "heiler Welt" ("die gute(?) alte Zeit"), Ordnung, Lebensfreude, verlorengegangenen Umgangsformen und Wertvorstellungen - oder gar eine Gegenbewegung zu heutigen Musik- und Tanzkulturen, sozialen Gesellschaftsgefügen und allgemeiner Orientierungslosigkeit?
 
 

Swingrevival?


 


In Amerika gibt es seit längerem ähnliche Trends. Berichte sprechen sogar von einem Swingrevival. Hierbei handelt es sich genaugenommen aber hauptsächlich nicht um ein Wiederaufleben der klassischen Swingära (30er/frühe 40er Jahre), sondern vielmehr um ein Tanzrevival (wiederentdecktes Tanzen mit Anfassen) zu "Jump- und Jivemusik" der 40er/50er Jahre und zu sogenanntem "Neo-Swing" (z.B. von Ex-Stray-Cats (Neo-Rockabilly- Sänger) Brian Setzer, Ex-Punker wie Eddie Nichols und seine Royal-Crown-Revue-Band oder The Cherry Poppin' Daddies mit Ska und Punk-Einflüssen). Auch hierzulande geht das Engagement leider oft nicht all zu weit über den tanzsportlichen Aspekt hinaus. 

Trotz dieses ansteigenden Interesses, kann aber, zumindest in Deutschland, von einer nennenswerten Swing-Bewegung noch nicht gesprochen werden. Lediglich in Großstädten wie Hamburg, Berlin und München scheint sich eine Swing-Tanzszene ähnlich der amerikanischen Neo-Swing-Szene zu etablieren. 
 


Weg vom Kitsch:


 


Allerneueste Meldungen aus den USA verzeichnen aber mittlerweile eine Trendwende innerhalb der Szene. Das Ziel ist es, nicht wie eine Karrikatur a la Dick-Tracy-Vier-Farben-Comic aufzutreten, sondern im "Authentic-Style" zu überzeugen. Also, weg von Kitsch und Kommerz, hin zum authentischen Life-style und Ambiente. Eine Entwicklung, die auch wir uns wünschen. 
 
 

Traut euch!


 


Es existieren unseres Wissens nach nur sehr verstreut Klein- und Kleinstgruppen von jüngeren und älteren Individualisten/innen mit authentischem Anspruch, die sich schon längere Zeit mit der Materie beschäftigen. Diese Interessierte bleiben meistens aber, vor allem aus Mangel an Informationen und Bekanntschaften, in der grauen Masse versteckt und sind im Alltagsleben nicht als (potentielle) "Szeneleute" auszumachen, bzw. scheuen es, sich auch mal gestylt in die heutige Zeit hinauszuwagen. Und das, obwohl wir glauben, in einer höchst toleranten Gesellschaft zu leben. Aus Erfahrung ist aber zu sagen: Mit mehreren macht es richtig Spaß, auch mal seinen Spleen auszuleben!


 
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