Handtaschen
20er Jahre:

 
Das Ende des 1. Weltkrieges führte in Deutschland zu revolutionären Veränderungen in der Gesellschaft.  Natürlich wirkten sich diese auch auf die Mode und ihre Accessoires aus...
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Die Emanzipation der Frauen, die durch die auf ihnen lastende Verantwortung an der Heimatfront während der Kriegsjahre, einen ungeheuren Aufschwung erfahren hatte, ließ sich nicht wieder stoppen. Immer mehr Frauen waren berufstätig und benötigten daher auch Handtaschen, die die daraus erwachsenden neuen Bedürfnisse berücksichtigten. Zum Beispiel entstand durch die zunehmende Unabhängigkeit vermehrt der Wunsch das eigene, selbst verdiente Geld mit sich zu führen. Um am Arbeitsplatz stets adrett zu wirken, waren Schminkutensilien wie Gesichtspuder und Lippenstift unerlässlich. Zudem erforderte der neue Bubikopfhaarschnitt das Mitführen eines Kammes, da diese Kurzhaarfrisur viel eher in Unordnung geriet als die künstlerisch drapierten, fest zusammengesteckten langen Haare der Vorkriegszeit.

Als in den 20 Jahren die Anzahl der Frauen rapide anstieg, die Zigaretten rauchten –  ebenfalls Ausdruck der umfassenden emanzipatorischen Bestrebungen dieser Jahre, in denen die Frauen Stück für Stück ehemalige Männerdomänen für sich eroberten – wurde natürlich auch für diese Leidenschaft eine geeignete Aufbewahrungsmöglichkeit benötigt. Schließlich mussten Zigaretten sowie zusätzliche Accessoires wie Zigaretten-Etuis, Feuerzeuge, Streichhölzer und Zigarettenspitzen verstaut werden.

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Mit dieser Zunahme der Funktionalität wurde die Handtasche mehr und mehr zu einer modischen Notwendigkeit.
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Handtasche aus schwarz-goldenem Brokatstoff mit gebogenem Kunststoffrahmen der Schildpatt imitiert. Die Verwendung von synthetischen Materialien anstelle der echten und viel teureren Naturmaterialien erlebte in den 20er Jahren einen Boom.  
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Für den Tag kamen in den 20er Jahren flache, längliche Kuvert-Taschen in Mode, die in der Hand oder unter dem Arm geklemmt getragen wurden. Ihren Namen verdanken sie ihrer spitz zulaufenden Klappe, die an einen Briefumschlag erinnert. Mitte/Ende der 20er Jahre fiel diese Klappe bei einigen Modellen weg und an ihrer Stelle wurde die Tasche mit einem Reissverschluss verschlossen.
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Da die Kuvert-Taschen leicht verloren oder vergessen wurden, kamen bald kleine Schlaufen für die Finger oder auch eine Schlaufe auf der Rückseite der Handtasche auf, durch die die Tasche mit dem Handrücken bequem gehalten werden konnte.
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Handtasche mit modernem geometrisch gestalteten Kunststoffirahmen Rückwertig mit Handgelenkschlaufe
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Viele Taschen wurden, um den neuen Bedürfnissen der Frau Rechnung zu tragen, mit einer Innentasche versehen, die bisweilen sogar bereits einen Spiegel und eine kleine integrierte Geldbörse enthielt.

Des weiteren gab es auch traditionelle Rahmentaschen aus Leder oder besticktem Stoff, mal eckig mal rund, mit kurzen Trageriemen oder Ketten, die über den angewinkelten Arm getragen wurden. 

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Ledertasche mit Kunststoffschließe und kurzem Henkel
Innentasche mit Intergrierte Geldbörse
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Am Abend wurden gerne kleine, mit Quasten verzierte Dosen, in denen die Schminkuntensilien Platz fanden, an einer Kette um den Hals oder, wenn sie mit einer kurzen Seidenkordel versehen waren, am Finger getragen.
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Abendtäschchen aus Zelluloid mit inkrustiertem Strass, das am Finger getragen wurde 
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 Weiterhin waren die Silbernetztaschen der Vorkriegsjahre beliebt. Ende der 20er Jahre kamen als billigere Alternative auch Netztaschen aus emailiertem Metall auf den Markt, die mit modernen, an den Art Deco angelehnten bunten, geometrischen Mustern versehen waren. 
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Emailierte Metallnetztasche der für diese Art von Taschen berühmten Firma Whiting & Davis
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Daneben erfreuten sich Glasperlentaschen mit mehr oder weniger langen Riemen, zum Teil mit Fransen versehen oder als Kuvert-Tasche und Pompadours aus kostbaren Stoffen, die an einer Schlaufe an der Hand getragen wurden, großer Beliebtheit. Die Glasperlentaschen zierten neben bunten, orientalischen Motiven und traditionellen Blumenmotiven auch moderne abstrakte geometrische Formen und geometrische Verschlüsse.
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Abendtäschchen aus
Glasperlen und Pailletten.
Typische geometrische
Muster und Fransenverzierung
Kuvert-Tasche aus silbernen und schwarzen Glasperlen mit orientalischem Motiv. Rückseitig mit Handgelenkschlaufe.

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