Swingmusik der etwas "anderen Art"
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Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim Western Swing um Musik von Cowboys für Cowboys (Achtung: Klischee!). 

Western Swing: Diese „saiteninstrumentlastige“ Art swingender Tanzmusik (fast immer mit Geige / Akustikgitarre / Steelgitarre / Kontrabass) aus dem Südwesten von Amerika ist vielleicht nicht jedermans Sache. Dennoch finden wir, dass dieser interessanten Variante der Swingmusik der 30er und 40er Jahre eine besonderen Beachtung zukommen sollte, zumal einige Swingmusikfreunde mit dieser Art des Swing bisher vielleicht noch nicht in Berührung gekommen sind. 
Bill Haley (2. v. l.) and his Aces of Western SwingDie Akteure der Western-Swing- /Hillbilly- und Countrymusik erfuhren außerhalb der USA kaum Beachtung. In den Staaten erlangten einige der Bands dagegen große Popularität, die in den „ländlichen“ Gebieten zum Teil sogar an die großen Swingorchester der Zeit heranreichen konnte, wenn sie diese nicht sogar noch an Beliebtheit übertrafen. Western Swing und Hillbilly lieferten darüber hinaus wesentliche Stilelemente für den in den 50er Jahren aufkommenden Rock‚n‘ Roll- und Rockabilly-Sound (z.B. Bill Haley, der zuvor wie viele andere in den 40er Jahren Hillbilly- und Countrymusik spielte). 
Natürlich wurde auf Western-Swingmusik kein Lindy Hop getanzt, sondern eher Foxtrott, Walzer oder „Freistil-Schränkeschieben“. Auf alle Fälle ist es, wie der Swing an sich, eine ausgelassene und fröhliche Musik, bei der die Füße nicht ruhig bleiben werden. In diesem Sinne: rein in die 'Kauboistiefel', den 'Kolt' umgeschnallt und das Stroh aus der Scheune geräumt – „giddy-up“ und „jippy-hi-jo-kai-yaeh“.

Pee Wee King

Und hier nun 14 "hotte" Western-Swing Nummern:
(im RealPlayer-Format)


play "Liza, pull down the shades"
Bob Wills and his Texas Playboys, 1938

"Oh! Swing it"
Johnnie Revard (voc) and his Oklahoma Playboys, 1938
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play "High falutin' Mama"
Bill Nettles (voc), 40er J.

"In the Mood"
Johnnie Lee Wills, späte 40er J.
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play "Devil with the Devil"
Roy Newman and his Boys, 1939 (voc: Earl Brown)

"Garbage Man Blues"
Miton Brown (voc) and his Musical Brownies, 1934
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play "I'm an old Cowhand"
The Sons of the Pioneers, 1936 (voc: Roy Rogers / Tim Spencer)

"Easy ridin' Papa"
Miton Brown (voc) and his Brownies, 1936
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play "Far(r) away Stomp"
The Sons of the Pioneers, 1936

"Tom Cat Rag"
Light Crust Doughboys, 1938
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play "Playboy Chimes"
Bob Wills and his Texas Playboys, 40er J.

"Keep them cold icy fingers off of me"
Pee Wee King, 1947 (voc: Tommy Sosebee)
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play "Rovin' Eye"
Bill Haley (voc) and his Four Aces of Western Swing, 1948

"The Rhumba Boogie"
"Spade" Cooley, späte 40er J. (voc)
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Jimmie Revard and his Oklahoma Playboys
Kleine Western Swing - Historie
Übersetztung aus dem Englischen
(aus The Great American Big Bands )

Für die meisten Leute ruft der Begriff 'Swing' Erinnerungen an die großen Bands hervor, die im Amerika der späten 30er bis zu den 50er Jahren spielten. Aber für Millionen von Amerikanern gab es noch eine andere Art von Swing: Western Swing. Er wurde in den Rasthäusern der Highways, Gemeindehallen und fast überall in den Tanzsälen kleiner Städte in den großen und weiten Ebenen Amerikas gespielt. Die Musik diente ausnahmslos dem Tanzvergnügen und ermöglichte hauptsächlich die einfacheren "One-" und "Two-Step" Tänze sowie Foxtrotts und sogenannte "Cowboy-" und "Mexikanische-Walzer". Gesangseinlagen waren häufig die Aufgabe des Bandleaders oder wurden von beigestellten Gesangsgruppe dargeboten. In der Tat bestimmte die Beliebtheit der Bandleader/Sänger oft den Erfolg der Bands. Diese ortsansässigen Bands konnten zwar dieselbe Musik spielen, die auch die großen Swingorchester spielten, aber auf Grund ihrer kleineren Instrumentierung und ihres "lokalen" Charakters verbreitete die Musik ein anderes "Feeling". Es waren eben weniger die "Bigband-Sound"-Orchester, als vielmehr kleine Ensembles, oft mit Gitarre oder Geige, die in dieser Musikrichtung vorherrschend waren. Die Menschen, die zu den Veranstaltungen kamen, waren natürlich alle 'Nachbarn' von denen jeder jeden kannte. Das Publikum ging quer durch alle Generationen und Schichten, von jung bis alt, Freunde, Nachbarn, Ehemänner und Ehefrauen konnten all die Wochenendnächte durch zuhören, trinken und tanzen.

Die südwestliche Bevölkerung der USA bestand vielfach aus einer Mischung von deutschen, irischen, englischen und vielen französischen Einwandern. Die Musik war für den ethnischen und ökonomischen "Schmelz" dieses Gebietes typisch. Zuerst wurden die Lieder und die "heißen Licks" nur zwischen den Nachbarschaftsmusikern weiter gegeben. Johnnie Lee Wills (Radio-Show)Auch die frühe Radio- und Aufnahmenindustrie trug zur "Lokalisierung" der Musik bei. Aber die Schallplattenindustrie bemerkte, dass die Radiosendungen den Verkauf von Platten minderten. Daher wurde während der goldenen Ära des Radios von den Bands oft live im Studio gespielt. Da die Musik der lokalen Sender nur von Hörern empfangen werden konnte, die im Bereich der Sender lebten,  entstand eine starke Bindung der Musik an ihre jeweilige Region. Dies relativierte sich später, als die Sendeleistungen der Sender ausgebaut und die Vermarktung der Schallplatten angekurbelt wurde.

"String-Bands" (saiteninstrumentierte Bands) kreierten den Musikstil, der heute unter dem Namen "Western-Swing" bekannt ist. Sie entstanden in den weiten Ebenen von Texas und Oklahoma. Diese frühen "String-Bands" bestanden oft aus gerade mal einer Mandoline, Banjo, einer Standard 6-Saiten Gitarre und einer 4-Saiten "Tenorgitarre" (ähnlich der Baritonukulele, wie man sie noch im Südwesten der USA und in Mexiko antrifft). The Sons of the PioneersIm großen und ganzen bestand die Musik (für europäischen Ohren) aus instrumentalistischen Überfrachtungen, da die Sänger oft nicht durch den "Lärm" hindurch verstanden werden konnten (Mikrophone waren anfänglich noch nicht sehr verbreitet). Die Menschen, die zu arm waren, um sich Tanzhallenkarten zu leisten oder zu weit von einer entfernt wohnten, hielten wöchentliche "Haus"-Partys ab, auf denen ortsansässige Musikgruppen spielten (vergleichbar mit den sog. "Rent"-Partys der "Jazz Age" Generation in Chicago). Sie rollten einfach den Teppich auf, warfen etwas Maismehl auf den Wohnzimmerboden und luden jeden Nachbarn, den sie kannten, für solch eine Wochenend-Party ein. Dies war einfach eine Form preiswerter Unterhaltung.

Die wahrscheinlich bekanntesten frühen Western Swingbands waren "Milton Braun and his Brownies" sowie "Bob Wills and his Texas Playboys", aber es gab mehrere hundert, die ebenfalls zu Ruhm gelangten, wenn auch nur in ihrem regionalen Umfeld.

Es war "Spate" Cooley, der in der frühen 40er Jahren den Ausdruck "Western Swing" prägte. Zuvor wurde die Musik als "Hillbilly" ("Hinterwäldler"-Musik - einer sicherlich falschen Bezeichnung) oder "Texas Swing" bezeichnet (was schon eher zutreffend war). 
"Spate" hatte ein glückliches Händchen. Er besaß eine 20 Morgen Ranch am Ventura Boulevard in Los Angeles, ein 15 Millionen Dollar Vermögen, Amerikas größte Western-Swingband, am längsten laufende Fernsehvorstellung und er war wahrscheinlich der beliebteste Entertainer westlich vom Mississippi. Das alles endete für "Spate", als er seine junge Tochter zwang, mit anzusehen, wie er seine zweite Ehefrau (Ella Mae Evans) ermordete, weil er annahm, sie hätte eine Affäre mit dem Cowboy-Filmstar Roy Rogers. Acht Jahre später starb er an einer Thrombose (nach einem Freigang, um auf einem Wohltätigkeitskonzert für den Sheriff zu spielen) im Gefängnis . Während der Hochzeit des Western Swing gab es tausende von Bands, die im Westen der USA spielten. Und doch war es nur eine handvoll Bands, die überwiegend in Südoklahoma und im nordöstlichen Texas spielten und das Genre "Western Swing" formten.

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